Erneuerbare Energien: Strompreise sollen fallen
Die Energiekrise, die viele in Alarmbereitschaft versetzte, scheint vorüber zu sein, und mit der Perspektive eines beschleunigten Ausbaus erneuerbarer Energien wird eine Zukunft mit billigerem Strom in Aussicht gestellt. Diese Aussicht wird dazu genutzt, um Unterstützung für die Energiewende zu mobilisieren. Der Grundgedanke dahinter beruht auf den nahezu Null-variablen Kosten, die mit der Stromerzeugung durch Wind- und Photovoltaikanlagen einhergehen, und der Annahme, dass diese Anlagen konventionelle Kraftwerke verdrängen würden, was letztendlich zu einem Rückgang der Strompreise an der Börse führen soll.
Jedoch zeigt sich, dass diese scheinbar rosige Zukunft nicht ungetrübt ist. Der sogenannte Merit-Order-Effekt, der voraussetzt, dass ausreichend Wind oder Sonne verfügbar ist, sorgt bei mangelhafter Verfügbarkeit für temporäre starke Preisschwankungen an der Börse, insbesondere in Zeiten erhöhter Nachfrage durch Elektroautos und Wärmepumpen. Die Abschaltung konventioneller Kraftwerke im Zuge des Kohle- und Atomausstiegs verschärft diese Problematik, da das Angebot sinkt, während die Nachfrage steigt.
Eine weitere Herausforderung liegt im geplanten Kohleausstieg und dem Ersatz durch neue Erdgaskraftwerke. Die Umsetzung dieser Pläne gestaltet sich als schwierig und könnte dazu führen, dass die Strompreise vorerst nicht sinken, da die Stromerzeugung mittels Erdgas aufgrund höherer Brennstoffkosten teurer ist, insbesondere wenn importiertes Flüssigerdgas zum Einsatz kommt. Das Vorhaben, grünen Wasserstoff zur Stromerzeugung zu nutzen, könnte die Kosten noch weiter in die Höhe treiben, da dabei über die Hälfte der Energie verloren gehen würde.
Neben diesen technischen Herausforderungen bestimmt auch die europäische Klimaschutzpolitik die zukünftigen Strompreise erheblich. Die steigenden Preise für Emissionszertifikate im EU-Emissionshandel könnten die Stromkosten weiter erhöhen, da sie die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen verteuern. Zusätzlich belasten staatliche Abgaben und Steuern die Endkundenpreise erheblich. Mit den anstehenden Kosten für den Netzausbau, die auf über 300 Milliarden Euro geschätzt werden, könnten die Netzentgelte, die bereits die größte staatlich bedingte Komponente des Strompreises darstellen, weiter steigen.
Um die Belastung der Verbraucher kurzfristig zu verringern und die Energiewende voranzutreiben, wäre es ein konstruktiver Ansatz, den Netzausbau und die Netzentgelte aus staatlichen Mitteln zu finanzieren anstatt sie den Verbrauchern aufzubürden. Eine politische Strategie, die lediglich auf zukünftig niedrigere Strompreise durch den Ausbau erneuerbarer Energien setzt, könnte die Geduld der Verbraucher überstrapazieren und die Akzeptanz für die Energiewende gefährden.
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